Guatemala Chirigua, auf der Suche nach dem Quetzal, Coban, bei Don Alberto, Fahrt zum Lago de Atitlan
05.01.2015
Unsere nächsten Etappen führen uns in Guatemalas Bergwelt. Vorab aber noch einmal historische Stelen, die ich mir diesmal allein ansehe. Kilometerweit führt die Straße durch Bananen-Plantagen … irgendwo mittendrin liegt die Mayastätte Chirigua mit den höchsten, bis zu 10,50 Meter hohen Stelen. Die aus braunem Sandstein gemeißelten Figuren und Inschriften sind nach mehr als 1000 Jahren noch sehr gut und original erhalten. Die Feuchtigkeit hat das weiche Sandsteinmaterial verfestigt. Auch heute noch stehen die Säulen, nur unter Schilfdächern geschützt, in diesem herrlich, gepflegten Park.
Noch am frühen Mittag nehmen wir die nächsten 200km für heute in Kauf. Es ist viel Verkehr, LKW´s sind in Richtung Guatemala-City unterwegs. Noch fahren wir am Rande der Sierra de las Minas … kommen gut voran. Ab El Rancho teilt sich der Verkehr … für uns heißt es jetzt „hinauf in die Berge“. Wir selbst erreichen eine Höhe von 1.600 Metern … haben einen fantastischen Blick auf die umliegende Bergwelt (der höchste Berg ist 2.900m hoch). Enttäuscht sind wir von dem vielen Müll am Straßenrand … unglaublich!
Es wird kühler in den Bergen. Immer wieder begegnen wir Männern oder auch Frauen, die mit Feuerholz beladen sind. Kilometerweit müssen sie in die Wälder gehen, um das geeignete Holz zu finden … mit Machete schlagen sie es für den Transport auf gleich lange Stücke.
Die Strecke zieht sich. In vielen Windungen führt die Straße durch die kleinen Bergdörfer … kaum Platz am Straßenrand um mal anzuhalten. Gut, daß wir einen genauen Stellplatz wissen. Rechtzeitig vor Dunkelheit fahren wir in dem kleinen Dorf Purulha auf den privaten Hinterhof-Parkplatz am Balneario Arroyos Verde. (mehr, siehe Stellplätze)
An dieser Stelle mal ein dickes Dankeschön an Diejenigen, die diesen sicheren und ruhigen Platz mal ausfindig gemacht haben!!!
Wir sind auf der Suche nach dem Quetzal … Guatemalas Wappenvogel.
Rund um das Dorf Purulha gibt es sehr viele Wandermöglichkeiten, um diesen seltenen, hier in den Bergen lebenden Quetzal zu entdecken. Wir entscheiden uns für den Naturpark Biotopo del Quetzal. Von einem Ranger lassen wir uns die „Flötentöne“ des Quetzals beibringen … machen uns trotz heftigem Regen auf die Suche. Der Park ist mit sauberen Kieswegen bestens angelegt … führt uns im Zick-Zack-Kurs durch den dichten Urwald. Der Regen prasselt auf tellergroße Blätter, Wasserfälle ergießen sich lautstark in die Tiefe. Die Flötentöne des Quetzals sind bei dieser Geräuschkulisse unmöglich zu hören. Wir versuchen selbst die Töne nachzumachen … unglaublich, vor uns landet in den Bäumen ein Quetzal-Weibchen.
Für die nächste Übernachtung fahren wir nur ca. 30km weiter bis Santa Cruz Verapaz. Hier stehen wir in einen Eco-Resort mit Restaurant und Hotel. Es regnet mal wieder … ab in die Gummistiefel und wir durchlaufen den hauseigenen Park. Auch hier lauschen wir wieder den Flötentönen des Quetzals … Sigo erwischt mit dem Fernglas ein Pärchen. Diesmal können wir auch das Männchen mit seinem prachtvollen, langen Federschwanz beobachten … leider aber nicht fotografieren.
Einkaufen in den Dörfern ist schwierig … es gibt nur winzige „Tante Emma“ Läden, manchmal sogar vergittert. Obst und Gemüse sind kein Problem … mit Eiern , Brot und Säften kann man sich unterwegs ebenfalls gut versorgen. In der nahegelegenen Großstadt Coban (93.000 Einwohner) gibt es einen Supermarkt … auf dem Weg dorthin begegnen wir einem Rundhauber (Artgenosse von Pummel) nach dem Anderen. Toll sehen sie aus … alle so um die 40 Jahre alt.
Unser eigentliches Vorhaben nach Semuc-Champey (300m lange Naturbrücke und Naturpools zum Baden) lassen wir ausfallen … die Straße ist laut lokaler Polizei nach dem vielen Regen der letzten Tage grottenschlecht. Wir bleiben zwei Tage in Coban ... auf dem Parque Nacional Victoria. Kaum zu glauben, dieser Naturpark liegt mitten in der Stadt. Am frühen Morgen kommt ein Guatemalteke mit einer riesigen Video-Camera ans Auto … er sei vom regionalen Fernsehen. OK, OK … wir geben ein Interview und lassen uns filmen. Es wird eine Lachnummer … drei Worte in Spanisch vermischt mit English und Deutsch. Wir hoffen, die Fernseh-Zuschauer haben genauso viel Spaß wie wir mit dem Cameramann.
Weil der Tag so schön begonnen hat, wir erfolgreich im Internet-Cafe waren, belohnen wir uns heute mal mit einem lecker Essen. Ein butterzartes Steak und eine Medium-Pizza … so groß, daß wir am Nachmittag die Touristen-Polizei noch mit dem Rest (Doggy-Bag) durchfüttern. Die kamen nämlich vorbei, um sich nach unserem „Wohlbefinden“ zu erkundigen. Vielleicht wollten sie aber auch nur sehen, wie Mann (und Frau) in solch einem Truck wohnen können... bisher kannten sie diesen nur als LKW.
Die Nacht ohne Regen, der Morgen voller Sonnenschein … wir entscheiden uns für eine Strecke von 150 km durch das Hochgebirge Cordillera de Los Cuchumatanes. Die ersten 35 km nach San Cristobal sind erbärmlich. Zwar wußten wir, daß diese Strecke ungeteert ist … aber so schlecht hatten wir sie uns doch nicht vorgestellt. Einspurig, riesige Löcher, schlammig, Kurven, entgegenkommende Busse und LKW´s. Irgendwie regelt sich aber Alles von selbst, wenn man langsam fährt.
Nach sage und schreibe vier Stunden ist die Straße endlich geteert … jetzt ist sie nur noch bergig und kurvenreich. Die Landschaft und der weite Blick auf die Berge werden immer schöner ... die Hütten der Bewohner kleben an den Hängen wie Schwalbennester. Der Spritverbrauch steigt ... zum Glück liegt der Dieselpreis bei nur 0,62 €. Unser ausgesuchtes Ziel, ein Park mit Schwimmbad in Aguacatan erreichen wir nach 8 Stunden. Die Einfahrt ist hoch genug, der Platz ist sicher … der Übernachtungspreis ist einfach nur Wucher. Eine Nacht Parken für 26 US$ …. „no,gracias“ wir fahren weiter. Zum Glück finden wir nur wenige Kilometer weiter eine Comedor, Raststätte mit Übernachtungsmöglichkeit. Es gibt einen großen Parkplatz und die Besitzerin freut sich … will uns sogar kostenlos parken lassen. Das lassen wir nicht zu … geben ihr 50 Quezales für die Kinder. Die freuen sich … zeigen uns gleich, wie gut sie Fußball spielen können.
Auf der Höhe von ca. 2700m schlafen wir sehr gut … die Temperaturen gehen in der Nacht runter bis auf 6 Grad. Nur noch wenige Kilometer auf der sehr gut geteerten kurvigen Straße und wir erreichen die Panamerika … waren wir doch lange Zeit abseits der eigentlichen Nord-Süd-Route. Für heute möchten wir unseren ersten Vulkan (Santa Maria) besichtigen... vorab geht es durch die teils engen Straßen der Stadt Quetzaltenango. Die Bevölkerungszahl im Einzugsgebiet dieser quirligen Stadt liegt bei 1 Millionen Einwohnern. Aus der Ferne können wir den kegelförmigen Vulkan am Horizont schon lange ausfindig machen.
Unsere ausgesuchte Adresse nennt sich Parqueo Don Alberto. Bisher waren die Parks immer recht großräumig angelegt. Über eine super rumpelige, teils Schotterpiste finden wir die Beschreibung zum Park auf einem blechernen Tor. Hm … ein Park scheint dies hier keiner zu sein.
Kinder und Frauen kommen schon aus der Nachbarschaft gelaufen und weisen uns auf den kleinen Hinterhof von „Don Albertos“ Haus. Don Alberto (86Jahre) freut sich … fragt uns, wie wir denn zu seinem Haus gefunden hätten. Wir erklären Ihm, daß wir die Information von Freunden aus dem Internet hätten und einen Vermerk in der Karte haben. Diesen Vermerk wollte er unbedingt sehen und er ist zu Tränen gerührt, seinen Namen (mit Kuli geschrieben!) in unserer Karte zu sehen. Stolz läßt er sich mit unserer Karte fotografieren.
Auch wir sind gerührt von der Herzlichkeit dieser Menschen. Den Aufstieg zum Vulkan lassen wir ausfallen. Eine steile Tour von jeweils drei Stunden kann ich (Hilu) meinen Knien nicht zumuten. Statt Wanderschuhen packen wir unseren Drucker aus … drucken und überreichen die wunderschönen Fotos. Am nächsten Morgen will das halbe Dorf die „Eintragung“ in der Landkarte sehen, Sie Alle wollen sich fotografieren lassen … natürlich möchten auch sie ein Foto. Sigo druckt auf Alles was sich Papier nennt, füllt noch einmal die Patronen … die bescheidenen Menschen sind allesamt glücklich.
Mit einem zufriedenem Gefühl (auch ohne Vulkan-Besteigung) machen wir uns auf den Weg zum Lago de Atitlan … unser Proviant für unterwegs sind amerikanische Marshmellows ... ein Dankeschön von Don Albertos Familie. 11.01.2015
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