El Salvador Termales Santa Teresa Portezuela Park Feria Gastronomica in Juayua
02.02.2015
Die letzten Quetzales werden in Diesel umgesetzt ... nur noch 33 km bis zum Grenzübergang Las Chinamas. Mindestens 10 Schlepper und Geldwechsler kommen vor der Grenzstation auf uns zugelaufen … zu jeder Fensterseite springt Einer auf, halten uns ein Bündel Dollarnoten vor die Nase. „No Gracias“, wir haben uns vorab gut mit US-Dollar eingedeckt … ab jetzt das Zahlungsmittel für El-Salvador. Die Schlepper sind hartnäckig … Einer bietet Sigo für einen Dollar Hilfe bei den Ausreiseformalitäten an. Mit unseren Pässen, jeder Menge Fotokopien und dem Fahrzeugeinreise-Formular bewaffnet gehen wir im Gefolge von vier „freiwilligen Kollegen“ zum Ausreiseschalter. Am ersten Schalter werden die Pässe ausgestempelt, dann noch ein paar mehr Kopien gemacht, Pummel wird am nächsten Schalter ausgetragen … das war´s. Jetzt kommt die Bezahlung für den Schlepper-Service ... Sigo bezahlt wie abgesprochen 1 US$. Der junge Mann ist einverstanden. Jetzt will er aber noch 20 US$ für ein irgend ein Permit. Nicht mit uns! Achtung! Es gibt kein Permit und schon gar nicht von einem Inoffiziellen. Die Ausreise aus Guatemala und die Einreise nach El-Salvador kosten keinen Cent!!!
Mit unseren ausgestempelten Pässen und dem heute geänderten Fahrzeug-Formular öffnen uns die Grenzbeamten den Schlagbaum. Eine Brücke führt uns über den Grenzfluß Rio Paz... wir sind in El-Salvador. Auch hier dauern die Grenz-Formalitäten nicht lange … die Beamten sind freundlich … nehmen Sigo „ans Händchen“, während ich mich mit den Truckfahrern unterhalte.
Insgesamt 90 Minuten …. wir sind in El-Salvador. El-Salvador ist der kleinste Staat Central-Americas. Geprägt von vielen Vulkanen bieten die aschegedüngten Ebenen ein sehr fruchtbares Land … Agriculture ist angesagt. Auch die Pazifikküste mit ihren bekannten Surfwellen hat Einiges zu bieten. El-Salvador hat noch immer unter den Bürgerkriegen in den 1980gern am Negativ-Image zu leiden … für uns ist es auf Anhieb ein beeindruckendes Reiseland.
Nach 30km verlasssen wir die gut ausgebaute CA8 … ca. 3km Piste sind angesagt. Ab Ahuachapan ist die Strecke zu unserem Ziel bestens ausgeschildert.
Wir erreichen die Thermen von Santa Teresa. Schon am Eingang des Geländes kommen uns Schwefelgeruch und Dampfausbrüche der Fumarolen entgegen. Fumarolen sind Dampfaustrittsstellen und kochend heiße Schlammtöpfe... ein gutes Zeichen für geringe, vulkanische Tätigkeit. Wir sind beruhigt. Im Restaurant fragen wir, ob wir hier übernachten dürfen. Wir dürfen … kostenlos. Und schon wieder bleibt die Küche kalt … nicht nur die Bezahlung ist in US$ ... auch die Speisekarte.
Wir verbringen zwei herrliche Tage … stundenlange Bäder in den warmen bis heißen Thermalbecken … mit und ohne Schlammpackung.
Wir sind nicht in Australien … nein, in El Salvador
Genug relaxed … auf der „Ruta de las Flores“ geht es durch die Berge in Richtung Juayua. Der Name der Strecke hört sich so rosig an … für manche Bewohner ist er jedoch lebensgefährlich. Geschlagenes Feuerholz liegt abholbereit in großen Bündeln an der Straße. Mit primitiven Holzkarren (Mischung zwischen Seifenkiste und Palette auf vier Rädern) transportieren junge Männer das Feuerholz auf der gefährlich, steilen Straße hinunter in die Dörfer. Pro Fahrt bekommen sie dafür einen US$ als Bezahlung.
Wir erreichen die Ortschaft Juayua … kaufen in einem sehr gut sortierten Supermarkt günstig ein. Schließlich wollen wir ja auch mal wieder selber kochen. Wir verlassen diesen sympathischen Ort … machen einen Abstecher zu einer Kaffee-Plantage. Die nächsten fünf Kilometer geht es nur steil bergauf … zweiter Gang, Spritverbrauch rekordverdächtigt. Das Eisentor zum Portezuela-Park ist mit einer Kette verschlossen. Hm … während wir überlegen, was wir jetzt machen, wird das Tor auch schon geöffnet, als hätte man auf uns gewartet.
Wir sind überrascht. Eine gepflegte Rasenfläche, Cabanas, Duschen, Toiletten, Pferdeställe, Kletterpark, Feuerstellen, Restaurant … ringsherum an den Berghängen die Kaffee-Plantage. Juan ist nicht der Besitzer … er bewacht das Grundstück, zeigt uns ganz stolz die Finka seiner Chefin, führt uns zu den Pferden, mit denen wir morgen durch die Plantage reiten wollen. Den Abend beschließen wir gemeinsam mit Bier und Wein am Lagerfeuer.
Es ist schon erstaunlich, wie gut man sich mit wenigen, spanischen Worten verständigen kann. Wir fragen Juan, ob seine Knarre notwendig sei? Er lächelt und meint „ nicht nötig, gibt mir aber ein gutes Gefühl“.
Für unseren Ausritt am nächsten Morgen sind wir mir Alberto verabredet. Gesattelt und frisch gestriegelt stehen die Pferde vor uns. Bevor es mit einem PS bergauf in die Plantage geht … Testrunde auf dem Wiesengelände. „Perfecto“ … wir sind tauglich. 1 ½ Stunden geht es durch das 3qkm große Gelände der Finka. Männer und Frauen, auch Jugendliche, sind bereits an den steilen Hängen am Pflücken der reifen Kaffee-Früchte. Zu Fuß kein einfacher Weg … zweimal täglich.
Die reifen Früchte sehen aus wie Kirschen ... das Fruchtfleisch schmeckt sogar ähnlich. Bis zu drei Kaffeebohnen haben wir beim Naschen in den Früchten entdeckt.
Wir bereuen keinen Meter auf dem Pferdesattel … auch wenn der kleine Ausritt für hiesige Verhältnisse recht teuer war. Ein „Seifenkistenfahrer“ hätte dafür 25 Ladungen Feuerholz die Hauptstraße runterkarren müssen.
Wir verbringen zwei ruhige Tage auf der Kaffee-Finca, fahren die 5 Kilometer zurück nach Juayua. In diesem Ort findet jedes Wochenende die „Feria Gastronomica“ statt. Samstag und Sonntag wird die kleine Innenstadt zur Fress-, Musik-, und Fun-Meile. Schon am Freitagabend werden die Straßen um die Kathedrale mit riesigen Zelten überdacht... ab 11 Uhr am Samstag beginnt dann der ganze Spektakel. Der Geruch und der Qualm der Garküchen machen einem den Mund wässerig, die Gerichte sind lecker und preiswert. So bekommen wir für 3,50US$ einen Teller mit Fleisch, Reis und Salat...dazu eine Flasche Bier für 1 US$.
Auf dem Fest treffen wir Christiane und Andrè aus Solingen. Die Beiden sind seit zwei Jahren mit dem Rucksack unterwegs. Über Asien, Südsee, China, Australien, Süd-Amerika lassen sie sich mit Allem was vier Räder hat von einem Ziel zum nächsten fahren. Sie haben viel erlebt und gesehen auf ihrer außergewöhnlichen Reise. Wir schlendern gemeinsam über die Feria Gastronimica … am Abend kommen sie uns besuchen.
Unser Stellplatz gehört zum Hotel Vision Inn … ist zwar nur ein einfacher Platz, dafür stehen wir eingezäunt und sicher, haben Strom und freies Internet. Die Aussicht auf die Stadt und ihre Kathedrale sind am Morgen und am Abend besonders schön … so auch die Geräusche. Am frühen Morgen werden wir durch Hähnekrähen geweckt, tagsüber dröhnen aus jeder Richtung die Ansagen der Lautsprecher-Autos, bis spät in die Nacht bellen auf den Straßen die Hunde. Wir verabreden uns nochmals mit Christiane und Andrè ... weil es so schön war. 09.02.2015
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